Step 8

 

 

Als ich in einem der unzähligen, endlos langen Plenums Besprechungen saß, wo einige meiner Brüder und Schwestern Bedenken äußerten und auch ich den Mut fassen konnte meine Beobachtungen und Misstrauens-punkte in den Raum zu bringen, wurden diese als Projektion abgeschmettert, belächelt und im Keim mit dem Spiegel der Destruktivität erstickt.

Ich war unsicher und wütend und ja ich war vorwurfsvoll in meinen Worten, prangerte das Verhalten Günthers im Umgang mit Frauen an, mit dem Wunsch wirkliche Transparenz zu schaffen, die Tatsachen offen zu legen. 

Dafür erntete ich einen Angriff aus der Leitungsebene.
Ich erinnere mich noch genau an Günthers Sätze, die er oft bei mir angewendet hat:

„wenn du das so siehst, kannst du nicht mehr hier sein,“  

oder

„das kannst du ja dann so machen wie es für dich am besten passt, doch dann müssen wir auch schauen, wie du noch hier sein kannst“ 

und

„bei Menschen die so extrem sind wie du, bleibt nur noch das du gehen musst, da du mich ja als Monster siehst und nicht hier sein möchtest“ 

Da war sie wieder, die Angst vor Ausschluss, vorm verlassen werden.

Die Bedenken waren vielfältig, gerade was das Arbeitspensum und die hohe Frequenz der Wochenenden angeht. Dauernd Gästewochenenden, mit der verpflichtenden Teilnahme und das obwohl die Gästeanzahl echt miserabel war. 

Fahrten zur Familie wurden als problematisch benannt und in der Gruppe diskutiert. Selbst an Weihnachten oder Ostern gab es Auseinandersetzungen, wenn ich oder andere wegfahren wollten. Wenn jemand ohne Gruppenkonsens fuhr, bekam er die Ablehnung vieler zu spüren.
Die Person war dann im Ego und stellte das eigene Bedürfnis über das Wohl der Gruppe.

Ich spüre meine Wut,meine tiefste Wunde aus der Kindheit so sehr nutzbar freigelegt zu haben.
Da bin ich sauer auf mich, weil ich immer wieder in dieses kleine verlassene Wesen zurück gefallen bin, das ich in Kindertagen war. Verlassen von den Eltern, ungewollt, haltlos, nach Annahme flehend.