Step 17
Auf dem Weg zur Villa herrschte ohrenbetäubende Stille im Auto, ich konnte kaum sprechen, denn ich wusste einfach nicht was mich erwarten würde.
Noch bevor wir die Villa erreichten, wurden wir von einem der Bewohner telefonisch kontaktiert. Es wurde kritisch nachgefragt, wann wir da seien und dass es ja noch vieles zu Besprechen gab.
Es war immer alles genau getaktet und freie Zeiteinteilung oder selbstständiges entscheiden, was ich wann gerade tun möchte, war nicht gern gesehen und wurde offen kritisiert.
Ich legte noch einen Extrastopp am Aussichtspunkt einer Burg in der Nähe ein, da mich das Telefonat sehr aufgewühlt hatte. Ich fühlte wieder enge in meiner Brust und atmete vor den letzten Kilometern nochmal durch. Mein Plan war Kisten packen, um so schnell wie möglich das Wichtigste zusammen zu klauben und dann schnellstmöglich weg von dort.
Das Ankommen war auch schön, denn ich sah Andrea, Andreas und Tada wieder, doch auch die anderen Bewohner, mit denen es weitaus komplizierter war in die Freude zu kommen. Sie wirkten auf mich nicht unfreundlich, doch distanziert und unsicher.
Meine Befürchtungen, das ein Gesprächsraum in die Wege geleitet werden würde bestätigte sich am darauf folgenden Tag.
Günni ganz in Hauptleitungsmanier sagte an was da passieren soll. Alle Bewohner wurden aufgefordert sich von meinem Partner und mir im Gruppenraum verabschieden, nach einem genauen Ablauf den er vorgab.
Dies lehnte ich allerdings sofort ab. Ich war nicht mehr bereit dazu in Räumen zu sitzen, in denen Günni bestimmt was Menschen zu tun haben. Als ich das mit ihm im Wohnzimmer in Kontakt brachte, hörte ich von ihm: „das musst du“! Daraufhin wurde ich richtig ungemütlich und blaffte ihn an: „einen scheiß muss ich hier noch!“
Ja, ich war da ungehalten, hätte vielleicht auch ruhiger für mich und meine Bedürfnisse einstehen könne, doch mein Maß war voll. Zu lange hatte ich mir selbst verboten meine Stimme zu gebrauchen, weil da immer die Angst war vor den Deutungshoheiten der Leitungsebene Erniedrigung zu erfahren.
Ich war jedoch noch bereit Organisatorische Dinge zu klären, welche meinen Auszug betrafen.
Also saß ich am Ende doch wieder im Kreis mit der ganzen Mannschaft.
Günther versuchte es auch in dieser Runde noch ein zweites Mal, doch ich blieb dabei und sprach zur Gruppe: „ich möchte diese Art der Verabschiedung nicht. Jeder der sich verabschieden möchte, kann gerne zu mir ins Zimmer kommen und dies tun, dafür bin ich offen, im Privaten mit jedem zu sprechen, doch das hier läuft mit mir nicht mehr.“
Einzelne Bewohner nahmen die Möglichkeit zum persönlichen Abschied nehmen
wahr, war für mich tränenreich und sehr schmerzhaft,
diese Menschen zurück zu lassen und somit auch ihrem Schicksal.
Zwei Tage packten wir alles zusammen und beluden unsere Autos mit den wichtigsten Sachen, verabschiedeten uns nochmal von ein paar Menschen und fuhren vom Gelände.
Ich kann mich nur wiederholen: Du bist so stark liebe Tina 💛 wow, was du alles hinter dir hast und wie du deinen Weg meisterst - ich kann mich davor nur verneigen 🤍✨
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