Step 15

 





Nach zirka einer Woche trafen ich und mein Partner dann bei Freunden in Köln ein, die auch Aussteiger des NET sind. Dort waren wir mit Andrea und Tada verabredet um gemeinsam zum New Healing Festival zu fahren. Ich habe mehrmals hin und her überlegt, denn dort würden wir wieder auf die Gemeinschaft treffen und ich war unsicher ob ich dem gewachsen sein würde.
Die Gruppe bot Workshops an, nichts offizielles, sondern in ihrem Camp im Wald, wie die zwei Jahre zuvor auch.
 
Die Begegnungen mit den Gemeinschaftsmitgliedern fühlten sich für mich sehr angespannt an und keiner wusste genau was er sagen soll. Die Gespräche waren mit vielen von ihnen, in meiner Wahrnehmung hölzern, so als ob der rosa Elefant im Raum einfach ignoriert werden sollte. Meist lies ich das so stehen, doch ein paar mal teilte ich auch meine Beweggründe des Ausstiegs. Dies sorgte in meiner Wahrnehmung für nachdenkliche und manchmal auch überforderte Gesichter.

Es ist im Rückblick schmerzhaft für mich, dass in dem Moment wo ich nicht mehr der Doktrin folgte Menschen verlor, mit denen ich vorher in so engem Verbund zusammen das Leben geteilt habe. An der Stelle denke ich an die Menschen, die vor mir diese Gruppe verlassen haben und bei denen ich das , wie ich es jetzt erkenne, genauso habe geschehen lassen.

Ich bin ein paar mal an ihrem Lager vorbei gelaufen, um mir anzuschauen wie gut sie besucht waren. Dort wurde die Werbetrommel für die Gemeinschaft gerührt und die Vision einer neuen Welt vorgestellt, wie jedes Jahr.

Ich verbrachte auch viel schöne Zeit auf dem Festival, war mit meinem Zelt an einer anderen Ecke des Geländes und konnte zum ersten mal wirklich als Gast dort alles so machen wie es mir gerade in den Sinn kam. Keine Ansagen von irgendeiner Hauptleitung, tägliche Besprechungen, dauernd Pflichtprogramm, Menschen voll labern, warum alles beim NET so einzigartig ist.

Doch fand ich mich auch oft in Gedanken wieder, an die Jahre zuvor und die wunderschönen, wenn die Pflicht und Werbezeit pausierte , wo alle frei und ausgelassen in Verbindung miteinander waren. Es war nicht einfach für mich in meiner Klarheit zu bleiben, die zu dem Zeitpunkt echt noch nicht so stark war.

An einem morgen saß ich weinend gemeinsam mit Andreas im Zelt und sprach mit ihm über meine Gedanken, mein Unverständnis, meine Wut und meine Verzweiflung. Er hörte zu, war für mich da, versuchte nicht mir was überzustülpen, oder meinen Standpunkt zu verdrehen. Daran denke ich oft zurück, spüre da mein Vertrauen in ihn als Freund und bin sehr dankbar,  diesen für mich tiefen Raum der Verbundenheit erfahren zu haben.

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