Step 11 (Triggerwarnung)

 

Günters Farm:
Er fuhr sein eigenes Programm, bevorzugte es eine Dominat / Devote Spielwiese anzubieten. Das bedeutete, das er mit seiner Gespielin zusammen einen, oder mehrere Männer einlud, welche dann diese Frau mit ihm dominieren sollten.
Er erzählte von Luftkontrolle, Orgasmus- Kontrolle, Techniken in denen er Frauen eine Frischhaltefolie um den Kopf wickelte oder ihnen eine Plastiktüte über den Kopf zog und zeigte einige dieser Techniken auch im Raum. Für mich stand damals nicht zur Debatte ob das irgendwie schräg sei. Wenn ich mir heute die Bilder in Gedanken aufrufe, wie Sie an Ketten von der Decke hängt, mit einer Plastiktüte über dem Kopf, aufgerissenen Augen, völlig verschmiert, mit irrem Blick und von Vibratoren an den Genitalien stimuliert, dann läuft mir Gänsehaut über den Rücken.

Ah krass… da kommt auch schon die Scham. Scham für das was ich gesehen, geschehen habe lassen, für das was ich getan habe und dafür das ich Entschuldigungen für übergriffiges Verhalten gesucht und ausgesprochen habe. Shit!

Ich hatte selbst ein Erlebnis in einem dieser Räume, bei dem ich aus heutiger Sicht Selbstverrat beging.
Es gab Haken in der Decke des Gruppenraumes für die D&D Spiele, welche Günther mit seiner (damaligen) Partnerin stark im Raum in Szene setzte. An diesen Haken hatte er in dieser Nacht Seile befestigt und ein Lederhalsband ans andere Ende gebunden, ähnlich wie bei einem Galgen. Das zweite Seil war an einem Bauchgurt (ähnlich wie ihn Gewichtheber oder Boxer tragen)  befestigt, welchen seine Partnerin eng gebunden über der Hüfte trug. Günther zog die beiden Seile hoch, so das die Frau nur noch knapp auf den Zehenspitzen stehen konnte und am Hals schon die Luft genommen bekam. Er erklärte was er da machte, sprach von Breath control (Luftkontrolle) und von der dadurch überaus erregenden Stimulation für die Frau. In der Hand hielt er dabei einen Massagestab mit dem er Sie immer wieder zwischen ihren Beinen stimulierte, so das sie sich wand und keuchte.

Ich war nicht sonderlich geschockt, da ich solche Vorstellungen von den Beiden schon kannte und eher neugierig war. So nahm ich das Angebot von Günther an, das er mir und meinem Partner zeigen wolle wie das gemacht wird. Ich lies mir also das Halsband anlegen, ob ich auch einen Bauchgurt hatte weiß ich nicht mehr. So wurde ich langsam in die Höhe gezogen und spürte wie sich mir die Kehle zuschnürte. Ich blieb ruhig und im Vertrauen, weil Er ja gesagt hatte, er habe immer alles unter Kontrolle und sei eine in jedem Zustand fähige Hauptleitung. Dann verlor ich das Bewusstsein!
In diesem weggetretenen Zustand sah ich alles wie einen Traum vom fallen ins nichts, ohne zu wissen wohin. Alles war schwarz und in meinen Ohren rauschte es, als ob ich unter einem Wasserfall stünde.

Wie lange ich weg war, weiß ich nicht.
Irgendwann bin ich dann aufgewacht, liegend am Boden, ziemlich verwirrt, in den Armen meines Partners und einem weiteren Paar aus der Gruppe. Alle sahen mich an, ich hörte Fragen: wie geht es dir?, geht es dir gut?, alles in Ordnung?… ich konnte nicht denken und hörte mich selbst reden, das alles o.k. sei.

Am Tag darauf, als ich wieder auf meinen Beinen stehen konnte und einigermaßen stabil war, bekam ich erste Informationen was passiert war, denn ich hatte keine Erinnerungen an die Geschehnisse.

Ich muss wohl schon Ohnmächtig gewesen sein, als Günther mich noch mehr in das Seil in die Strangulation gepresst hat. Meine Zunge sei aus meinem Mund gequollen, ganz dick, blau, hervorstehende Augen. Ich hätte ausgesehen wie tot. So beschrieb es mir eine der Personen, in dessen Schoß ich in der Nacht wieder zu mir kam.
 

Ohne jeglichen Zugang zum Bauchgefühl glaubte ich sofort was falsch gemacht zu habe. Günther sagte in der Gruppe zu mir und den anderen:
„du bist eben unersättlich und hast den Hals nicht voll gekriegt“, dabei grinste er, zog es ins lächerliche und ich ging an der Stelle mit. Auch das Paar, welches immer noch geschockt und im Zweifel war versuchte ich zu überzeugen, das keine Klärung von Schuld nötig sei, es sicher ein versehen war, ein Unfall, dass es im nach hinein bestimmt noch eine heilende Wirkung haben wird.

Ich redete mir den Vorfall schön,spielte ihn selbst herunter, schützte die Leitfigur vor möglichen Angriffen und zog es später beim aufkommen dieser Geschichte selbst ins Lächerliche, scherzte darüber um die Situation und aufkommende Unruhe zu verhindern.

War es Zufall, ein Versehen, oder doch das Versagen, der in dieser Nacht, aufgrund zu vieler Drogen und Alkohol, nicht zurechnungsfähigen Person?

Auch nach diesem Zwischenfall war ich weiterhin Teil vom großen Wandel in der Welt, um ja nicht hin zu schauen, was vor meinen Augen passiert. Ehrlich gesagt, konnte ich es auch gar nicht sehen, denn ich war dauerhaft in dieser Blase und empfand es als NORMAL.

Ich hatte kaum noch Kontakte zu Menschen, welche nicht zum Dunstkreis der Gruppe gehörten. Wenn ich mal zu Besuch bei alten Freunden war, fühlte ich mich fremd. Wenn diese Besuche auch noch mit kritischen Fragen oder Aussagen in Kombination standen, fühlte ich mich persönlich angegriffen. Ich war völlig identifiziert mit dem Gruppenkörper, war Teil einer großen Masse geworden, wo kein Platz für mich als Individuum war.
Alles ging weiter, die Wochenenden, die Manipulation, der Glaube an die neue Erde, die Panikmache vorm Ende der Welt. Das alles hielt uns zusammen. Ein gemeinsames Ziel und der im Untergrund tobende Wettbewerb um die Gunst des Leiters.